Günter Thum – bürgernahe Politik für Rheine

Im Oktober 1989 wurde Günter Thum zum ersten Bürgermeister der SPD für Rheine gewählt. Bis heute berät er als Ehrenvorsitzender die SPD-Ratsfraktion und ist gern gesehener Gast in deren Fraktionssitzungen. 

Erlebt man Günter Thum an den Infoständen der SPD auf der Emsstraße, wird schnell klar, dass er ein sehr beliebter und bürgernaher Bürgermeister war. Viele freuen sich ihn zu sehen und sprechen ihn auf aktuelle Entwicklungen in der Emsstadt an.

 

Wir fragten Günter Thum, was ihm aus seiner Zeit als Bürgermeister für Rheine besonders in Erinnerung geblieben ist:

 

Eine große Herausforderung

1989 gelang uns nach einer großen Anstrengung unseres Ortsvereins und unserer Fraktion im Stadtrat ein kleines politisches Wunder. Das Ergebnis der Kommunalwahl am 01.10.1989 brach nicht nur erstmals die absolute Mehrheit der CDU, sondern machte uns zur stärksten Fraktion mit 42,8%. Die interfraktionellen Gespräche führten dazu, dass ich am 19.10.1989 zum Bürgermeister gewählt wurde, eine für mich große Herausforderung. Noch dazu in der Zeit, in der sich die Grenzen zur damaligen DDR und zu Osteuropa öffneten.

 

Bei der Demokratisierung helfen, ohne aufdringlich zu sein

Diese neue Situation führte unmittelbar nach meiner Wahl zur Kontaktaufnahme mit der Stadt Bernburg, um eine Partnerstadt zu finden.

Die ersten Begegnungen in Bernburg Anfang 1990 waren die einprägsamsten meines Lebens. Als noch aktiver Soldat durfte ich die Delegation aus Rheine anführen und mit dem noch amtierenden Bürgermeister aus Bernburg zwei Tage lang die Diskussionen leiten, um die Partnerschaft vorzubereiten. Den Umgang und die Gespräche miteinander werde ich nicht vergessen. Alle im Rat vertretenden Parteien und die Verwaltung unterstützten das Vorhaben, sodass nach einem Gegenbesuch aus Bernburg die Partnerschaft-Urkunden am 08.09.1990 in Rheine und am 27.10.1990 in Bernburg unterschrieben wurden.

Am 3. Oktober 1990, am Tag der Wiedervereinigung, durfte ich vor ca. 800 Bürgerinnen und Bürgern eine Rede in der Kirche St. Dionysius halten. Eine eindrucksvolle Situation, zumal ich seit Menschengedenken der erste evangelische Bürgermeister war.

 

Höhepunkte und Problemlösungen

Im selben Jahr nahm die Gesamtschule, die die SPD in Rheine nach vielen Jahren gegen enorme Widerstände durchsetzen konnte, ihren Schulbetrieb auf. Für mich war dies natürlich ein besonderer Höhepunkt.

In Erinnerung geblieben sind mir aber auch viele schöne Veranstaltungen unserer Vereine, Verbände und Kirchengemeinden. Ich wollte während meiner Amtszeit für jeden einzelnen Bürger ansprechbar sein und richtete Bürgersprechstunden ein. Mir war es wichtig, Werte wie Frieden, Freiheit und Demokratie zu vermitteln.

Am 25. August 1994 mit Johannes Rau in Bentlage

Ein weiterer Höhepunkt, der mir in Erinnerung geblieben ist, ist die Einweihung der Stadthalle 1991.

Auch 1992 standen wir vor dem Problem, Flüchtlinge, Asylsuchende und auch Deutsche, die aus Russland kamen und hier sesshaft werden wollten, unterzubringen. Wir dislozierten Wohncontainer in alle Stadtteile und mussten auch schon damals Sporthallen als Notunterkünfte nutzen.

Die Restaurierung von Kloster Bentlage hat mich während der ganzen Zeit meiner Bürgermeistertätigkeit begleitet und viele Besuche bei der Landesregierung notwendig gemacht, um die Finanzierung zu sichern.

 

Begeisterung für Europa

Bereits 1992 stellte eine Kirchengemeinde Kontakte mit der litauischen Stadt Trakai her, eine weitere Städte-Partnerschaft bahnte sich an.

Am 16. Mai 1995 in Leiria

Ich bin ein begeisterter Europäer (Ehrenvorsitzender des Europaausschusses des Deutschen Städte-und Gemeindebundes) und habe mich sehr gefreut, dass der Rat 1996 die Städtepartnerschaften mit Trakai in Litauen und Leiria in Portugal einstimmig beschlossen hat. Die Urkunden wurden jeweils in beiden Städten und bei uns unterzeichnet.

Weitere herausragende Ereignisse waren der Bau des Transferzentrums für angepasste Technologie, das Güterverkehrszentrum an der A30 und der Masterplan Innenstadt.

 

Weiterentwicklung der Stadt auch nach der Wiederwahl

Bei der Kommunalwahl 1994 konnte die SPD ihr Wahlergebnis dank ihrer guten Ratsarbeit und der positiven Entwicklung der Stadt mit 44,6% weiter verbessern. Die CDU erreichte damals 43,2%.

Der Wahlerfolg war die Voraussetzung, die Bezirksausschüsse abzuschaffen und die Bürgerforen ins Leben zu rufen. Eine bürgernahe und hervorragende Einrichtung, um in den Stadtteilen mit der Politik-und Verwaltungsspitze transparent Vorhaben zu erläutern und Wünsche der Bürger entgegenzunehmen. Die Veranstaltungen wurden gut besucht (zwischen 60 und 120 Einwohner). Für mich ein Erfolgsmodell.

 

Nicht immer leicht

Aber es gab auch traurige Ereignisse während meiner Amtszeit. Tragisch, mir und sicher vielen in Erinnerung geblieben, „das Eifersuchtsdrama“. Eine Person, die im Treppenhaus Feuer legte, das dazu führte, dass das Haus in der oberen Emsstraße abbrannte und viele Menschen starben.

Schließungen von Firmen, Umstrukturierungen bei der Bundeswehr mit dem Verlust vieler Arbeitsplätze sorgten damals ebenfalls für Aufregung und Negativschlagzeilen in Rheine.

 

Chef der Verwaltung

Mit Ausscheiden des Stadtdirektors musste zum 01.01.1998 ein hauptamtlicher Bürgermeister gewählt werden. Für dieses neue Amt schlug die CDU Herrn Niemann, die SPD mich vor. Der Rat schenkte mir das Vertrauen. Somit war ich neben meiner bisherigen Aufgabe als Repräsentant unserer Stadt und Vorsitzender des Rates nun auch Chef der Verwaltung. Eine zusätzliche große Herausforderung, aber auch die schönste Zeit als Bürgermeister. Einerseits kamen mir meine Kenntnisse in der Menschenführung, die ich in Lehrgängen bei der Bundeswehr erworben hatte, zugute, andererseits durfte ich eine sehr qualifizierte und motivierte Verwaltung führen.

 

Regionale 2004 für Innenstadt und Bentlage

Ich bin stolz, dass es mir in vielen Gesprächen mit der Landesregierung gelungen ist, die Regionale 2004 ins Münsterland und in unsere Stadt zu holen. Das Ergebnis heute ist eine enorme Aufwertung unserer Innenstadt und unseres Naherholungsgebietes Bentlage.

Ein weiteres Ziel meiner Arbeit war es, unsere Stadt in vielen Bereichen zu vernetzen. Ich habe mich daher in unserem kommunalen Spitzenverband, dem Städte und Gemeindebund, und auf kommunaler europäischer Ebene für unsere Stadt engagiert.

 

Abschließend stelle ich fest, dass ich gemeinsam mit den Fraktionen für unsere Stadt viel erreicht und umgesetzt habe, dass mir das Mandat viel Freude gemacht hat, aber auch meine Kenntnisse erweitert hat, so dass ich mich dankbar als Altbürgermeister an die Jahre 1989 bis 1999 zurückerinnere.