Statistisch gesehen ist die Hälfte der Bevölkerung der Stadt Rheine weiblich. Aufgrund der monatlich wiederkehrenden Periode benötigen Frauen Hygieneartikel wie Tampons oder Binden. Bisher ist die Anschaffung meist eine Belastung für die eigene Geldbörse. Teilweise ist das Thema so heikel, dass Soziologen von „Periodenarmut“ sprechen. Bei nicht wenigen Frauen kommen neben den Menstruationsartikeln noch zusätzliche Kosten für Schmerzmittel, neue Unterwäsche usw. hinzu, die sie allein wegen ihres biologischen Zyklus zahlen müssen. Jedes Jahr müssen Frauen bis zu 550 Euro im Schnitt ausgeben.
Deshalb möchte die SPD-Fraktion die Bereitstellung kostenloser Menstruationsartikel in öffentlichen Einrichtungen. „Der Antrag, der im Haupt-, Digital- und Finanzausschuss oder im Rat der Stadt Rheine abgestimmt werden soll, zielt darauf ab, dass wir einen freien und kostenlosen Zugang zu Menstruationsprodukten schaffen. Ausgabeort könnten beispielsweise die öffentlichen Toiletten des Rathauses, das Begegnungszentrum Mitte 51, die weiterführenden Schulen oder auch die Stadtbibliothek sein“, erklärte SPD-Fraktionsvorsitzender Dominik Bems. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, Ulrike Stockel, erläuterte die Notwendigkeit des Antrags: „Der Zugang zu Menstruationsartikeln ist eine Notwendigkeit und der Bedarf ist nicht immer planbar. Die Bereitstellung von Hygieneartikeln wie Toilettenpapier und Seife in öffentlichen Toiletten sind selbstverständlich, Menstruationsartikel sind ebenfalls Hygieneartikel die von der Hälfte der Bevölkerung genutzt werden. Die Bereitstellung sollte ebenso eine Selbstverständlichkeit sein.“
SPD-Ortsvereinsvorsitzende und Mitglied des Kreistages, Sarah Böhme, stellte die Notwendigkeit an einem alltäglichen Beispiel dar: „Gerade für Schülerinnen kann es unangenehm sein, offen mit Mitschüler*innen oder Lehrkräften über dieses sensible und persönliche Thema zu sprechen. Viele Frauen können es nachvollziehen, wenn die Periode beginnt und man hat dann kein Tampon oder Binde dabei. Eine Bereitstellung in öffentlichen Einrichtungen kann dies vermeiden.“
Die SPD-Fraktion ist sich darüber einig, dass man Menstruationsartikel braucht, um am Alltag und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Tampons und Binden könnten durch Spenden finanziert werden. Auch eine Finanzierung aus dem städtischen Haushalt könnte man sich vorstellen.
Hygieneartikel wie Tampons oder Binden sind ein wichtiger Baustein in der Gesundheitsvorsorge der Frauen. „Es ist wichtig, dass die richtigen Materialien verwendet werden. Zudem sollten bspw. Tampons alle sechs Stunden gewechselt werden um dem „toxischen Schocksyndrom“ vorzubeugen. Stellen wir an öffentlichen Orten Hygieneartikel zur Verfügung, ist das gut für die Gesundheitsvorsorge in unserer Stadt“, so SPD-Fraktionsvorsitzender Dominik Bems.
Darüber hinaus dient diese Maßnahme der Gleichstellung der Geschlechter. Tatjana Lücke, für die SPD als sachkundige Bürgerin im Sozialausschuss, sieht darin eine selbstverständliche Aufgabe einer modernen Stadtgesellschaft: „Menschen aufgrund ihrer Menstruation zu benachteiligen, kann und darf nicht sein. Da ist es das Mindeste, dass zumindest direkte Menstruationsartikel öffentlich bereitgestellt werden.“
Die Stadt Rheine wäre dabei in guter Gesellschaft: Mitte August hatte das schottische Parlament ein Gesetz verabschiedet, kostenfreie Menstruationsartikel zur Verfügung zu stellen. Düsseldorf folgte dem Beispiel und startete ein Pilotprojekt an öffentlichen Schulen. Verschiedene Hochschulen wie etwa in Stuttgart oder Berlin haben für ihre Studentinnen Tampons und Binden kostenfrei zur Verfügung gestellt.