Gut 150 Zuschauerinnen und Zuschauer waren am Freitagabend der Einladung des SPD- Ortsvereins Rheine gefolgt, um im Zinema City Kino eine Dokumentation der ganz besonderen Art zu sehen: Torsten Körners „Die UNBEUGSAMEN“ erzählt die Geschichte der Frauen im Deutschen Bundestag der Bonner Republik, die in der Männerdomäne Politik tätig waren und Pionierarbeit leisteten.
In einer kurzen Begrüßung führte die SPD-Bundestags-kandidatin Sarah Lahrkamp in die Thematik ein. „Es ist ein Film über die Frauen, die den Weg dafür geebnet haben, dass ich hier heute vor Ihnen stehen darf“, erklärte die SPD-Kandidatin und vierfache Mutter, die schon seit 16 Jahren in der Kommunalpolitik in Ochtrup tätig ist. „Wir sollten nicht vergessen, dass politische Teilhabe von Frauen kein Selbstläufer ist. Unsere Parlamente sollten die Bandbreite unserer Bevölkerung widerspiegeln. Wir Frauen stellen 50% der Bevölkerung, dann sollten wir auch die Hälfte der Plätze in den Parlamenten besetzen dürfen.“ Derzeit sind im aktuellen Deutschen Bundestag nur 31% der Abgeordneten weiblich. Lahrkamp wünscht sich, dass ihre Tochter in 20 Jahren die gleichen Chancen bekommt, wie ihre Söhne. „Ob in der Politik oder woanders.“

Schon in der ersten Szene der Dokumentation wurden die Zuschauerinnen und Zuschauer in das Jahr 1958 zurückgeführt. In einem kurzen TV-Interview wurde die 80-jährige FDP-Politikern Marie-Elisabeth Lüdders befragt, ob die Frauen gleichberechtigt wären. Sie wies darauf hin, dass man sich immer für die Rechte der Frauen einsetzen müsse und sich nicht auf das ausruhen dürfe, was man bisher geschafft habe.
Verschiedene Politikerinnen aus allen Parteien der Bonner Republik wurden für diese Dokumentation interviewt. Sie schilderten teils eindringlich teils lustig, teils unfassbar schockierend ihre Erfahrung mit einer chauvinistischen und sexistischen Schar von männlichen Abgeordneten, die sich diese aktiven Frauen schnell wieder ins Heim an den Herd zurückwünschten. „Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie alleine den Männern überlassen könnte.“ Als dieses Zitat der damaligen Bundesministerin Käte Storbel (SPD, 1966-1972) auf der Leinwand im Abspann lief, gab es im Kinosaal tobenden, zustimmenden Beifall.

Viele Zuschauerinnen und Zuschauer waren sich einig, dass dieser Blick in die Vergangenheit zeige, wie weit wir bis heute gekommen sind. Nach der Aufführung meinte ein Zuschauer: „Es ist schon fast unglaublich, was diese Frauen teilweise in ihrer Arbeit im Bundestag ertragen mussten und gegen welche Widerstände sie ankämpften.“ Eine andere Zuschauerin berichtete: „Ich denke, wir sind heute einiges weiter, aber die vollkommene Gleichberechtigung haben wir noch nicht erreicht. Das sieht man nicht nur in der Zusammensetzung des Bundestages, sondern auch in der Bezahlung von berufstätigen Frauen. Mir hat die Dokumentation viel zum Nachdenken mitgegeben.“
Die Co-Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Rheine und Ideengeberin dieser Filmaufführung, Sarah Böhme, zeigte sich sichtlich zufrieden: „Zum einen sind wir ganz baff, wie viele Zuschauerinnen und Zuschauer sich für einen Freitagabend die Zeit genommen haben, um sich eine Dokumentation zu diesem wichtigen Thema anzuschauen. Und mir persönlich hat die Dokumentation gezeigt, dass die Aufgabe der Gleichstellung von Mann und Frau noch längst nicht erledigt ist. Wie Marie-Elisabeth Lüdders es meinte: wir müssen weiterkämpfen.“