Auf der Tagesordnung des nächsten Kulturausschusses, der am kommenden Dienstag in der Stadthalle tagen wird, steht die Benennung einer neuen Erschließungsstraße im Baugebiet „Wohnquartier Anne-Frank-Straße“.
„Die Verwaltung hatte in der Vorlage den Vorschlag gemacht, die Straße nach dem hiesigen Künstler Joseph Krautwald zu benennen. Keine Frage, Krautwald ist in Rheine allgegenwärtig, aber für diesen Bereich empfinden wir die Straßenbenennung für unpassend“, führte der Sprecher der SPD im Kulturausschuss Falk Toczkowski aus. Der Arbeitskreis Kultur der SPD-Fraktion hatte aber eine Alternative, die sie nun in einem Antrag im Kulturausschuss zur Abstimmung stellen wird: „Wir möchten die Straße gerne nach zwei Schwestern aus Rheine benennen, die wohl die jüngsten Opfer des Nationalsozialismus in Rheine waren: Marianne und Ilse de Beer. Wir könnten uns gut vorstellen, dass es eine „Geschwister-de-Beer-Straße“ in diesem Bereich gibt“, erklärte Ratsherr André Schaper.
Die Schwestern de Beer wurden zusammen mit ihren Eltern Daniel und Margarete de Beer am 10. Dezember 1941 – im kommenden Dezember also vor achtzig Jahren – aus Rheine nach Riga deportiert. Daniel und Marianne wurden 1944 in den Lagern Stutthof und Buchenwald ermordet. Ilse und ihre Mutter wurden direkt nach der Ankunft in Riga im Dezember 1941 ermordet. Ilse wurde nur 12 Jahre alt.
Hans-Hermann Kwiecinski, sachkundiger Bürger für die SPD im Kulturausschuss, gefiel der Gedanke für die Straßenbenennung sehr: „Eine Geschwister-de-Beer-Straße direkt an der Anne-Frank-Straße wäre sehr passend und ausgewogen. Es wäre eine sehr würdige Form, um nochmals das Gedenken an zwei der jüngsten Opfer des Nationalsozialismus aus Rheine lebendig zu halten.“
André Schaper wies noch auf eine andere Besonderheit hin: „Anne Frank wurde am 12. Juni 1929 geboren, Ilse de Beer am 16. Juni 1929 – sie war also 4 Tage jünger. Beide verbindet ihr Schicksal, während die eine weltbekannt und die andere nur wenigen in Rheine ein Begriff ist. Für Joseph Krautwald, der mit seinen Werken an vielen Orten in Rheine präsent ist, wird sich auch an einer anderen Stelle ein würdiger Platz finden.“