Vergangene Woche trafen sich Mitglieder der SPD-Rheine mit Sabine Fischediek, Leiterin des Frauenhauses Rheine, zu einem Gespräch über die Situation der misshandelten Frauen, das mehr als 30 Jahre bestehende Frauenhaus in Rheine und Umzugspläne.
In der rund um die Uhr einsatzbereiten Anlaufstelle für misshandelte Frauen in Rheine leben acht Frauen mit ihren Kindern. Das Haus ist keine Heimeinrichtung. Jede Frau versorgt sich und ihre Kinder selbst. Betreut werden sie von zwei Sozialarbeiterinnen und einer Erzieherin. Im Frauenhaus finden sie Schutz, Ruhe und Geborgenheit nach einer schweren und demütigenden Zeit. „Viele Frauen öffnen sich nur langsam für unsere Hilfsangebote“, sagt Sabine Fischediek, „sie brauchen Zeit, das Geschehene zu verarbeiten“. Manche lösen sich von ihren gewalttätigen Männern und beginnen nach ihrer Zeit im Frauenhaus ein neues Leben. Viele jedoch schaffen es nicht und gehen zurück zu ihren Männern. Nach Jahren der Demütigung fehlt ihnen der Glaube an die eigene Kraft, das Leben mit den Kindern selbstständig zu meistern. „Viele hatten ja gemeint, zu Corona-Zeiten würden mehr Frauen bei uns Schutz suchen“, geht Fischediek auf die aktuelle Situation misshandelter Frauen ein, „aber nein, es gibt aktuell nicht mehr Bitten um Aufnahme. Nicht, weil ihnen während der Corona-Krise plötzlich keine Gewalt mehr angetan würde, sondern weil die Krise die Frauen zusätzlich verunsichert und sie die zwar gewaltbeherrschte, aber doch gewohnte Umgebung zurzeit nicht verlassen. “
Fischediek erzählt lebhaft vom Alltag der Frauen im Frauenhaus. Es gehe schon mal wild zu, wenn 16 Kinder durchs Haus tobten, sagt sie. Es sei nicht immer einfach, wenn so viele Frauen und Kinder sich Küchen und Bäder teilen müssten. Unterschiedliche Herkunftsländer und unterschiedliche Religionszugehörigkeiten führten da schon mal zu Konflikten. „Stellen sie sich das Gedränge der Kinder an zwei Waschbecken vor, wenn alle pünktlich in die Schule müssen “, beschreibt Fischediek eine von vielen alltäglichen Herausforderungen.
An seinem heutigen Standort verfügt das Frauenhaus über acht Familienzimmer, zwei Küchen, zwei Badezimmer, einen Gruppenraum, ein Spielzimmer und einen Therapie-, Sport- und Entspannungsraum. Die Corona-Krise hat zuletzt dazu beigetragen, dass der Wunsch nach besseren Wohnbedingungen konkret wurde. Die beengte Raumsituation des Frauenhauses mit nur zwei Waschbecken und Toiletten für alle, die fehlende Außenfläche zum Spielen und Toben und fehlende Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder im Homeschooling hat die Raumprobleme des Frauenhauses deutlich zutage treten lassen.
Die Größe der Einrichtung mit Räumen für acht Frauen und ihre Kinder sollte aus Sicht von Fischediek auch an einem neuen Standort beibehalten werden. Nötig wären aber Einzimmerapartments mit eigenem Bad für jede Frau und ihre Kinder, außerdem Küchen, die auf die besonderen Bedürfnisse der Frauen zugeschnitten seien. Das ganze Haus solle unbedingt barrierefrei sein und über digital ausgestattete Arbeitsplätze verfügen. Ein Garten für die Kinder würde das Zusammenleben zusätzlich sehr entspannen. Nötig sei auch eine separate Einliegerwohnung, so Fischediek, die Frauen mit älteren Söhnen Schutz im Frauenhaus ermögliche. Doch es gäbe weitere wichtige Kriterien auf der Suche nach etwas Passendem, denn ein neues Frauenhaus müsse, so die langjährige Leiterin, möglichst stadtzentral liegen. Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Bahnhof sollten für die Frauen und Kinder leicht zu erreichen sein.
Inzwischen gibt es erste Kontakte der Diakonie zur Stadtverwaltung. „Ein Objekt stadtzentral mit großem Garten zu finden, wird nicht leicht“, fasst Christel Zimmermann, Vorsitzende des Sozialausschusses, abschließend das Gespräch zusammen, „aber es ist gar keine Frage, die SPD wird das Projekt unterstützen, denn wir wollen den Frauen in ihrem übergroßen Leid helfen und für gute Wohnbedingungen für sie und ihre Kinder sorgen.“