Die SPD-Ratsfraktion fordert einen sofortigen Neustart bei den Planungen für ein Tagungs- und Eventhotel in Bentlage.
„Der einzige Weg, der aus dem jetzt bestehenden Dilemma heraus führt, ist ein Beschluss, der die bisherigen Planungen sofort stoppt und aufhebt. Nur im Konsens mit allen Beteiligten und den Bürgerinnen und Bürgern kann ein Weg zu einer einvernehmlich Lösung gefunden werden, in der sich auch der mögliche Investor wiederfinden kann.“, sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Detlef Weßling.
Vor dem einstimmigen Fraktionsbeschluss erläuterte die neu gegründete Initiative „Partner für Bentlage“, ihren Standpunkt zu den bekannten Planungen und den bisherigen Verlauf des Verfahrens. Deren Sprecherin Doris Friedrichs wies gleich zu Beginn darauf hin, dass die bisherige positive Entwicklung des Naherholungsgebietes Bentlage ein jahrzehntelanger Prozess war und noch immer ist. „Wir haben in dieser Zeit viel für Bentlage erreicht und das mit stets mit großer Unterstützung aus der Kommunal- und Landespolitik. Wir sehen bei diesem Planungsvorhaben nun die große Gefahr, dass das oft mühsam Erreichte verspielt werden kann“, brachte sie die Befürchtungen aller in Bentlage aktiven Gruppen und Vereine auf den Punkt. Dabei hob Doris Friedrichs vor allem die in vielen Jahren gewachsene Kulturlandschaft in diesem Stadtteil hervor, die zerstört werden könnte, wenn das betreffende Areal in dieser Form bebaut werden sollte.
Ähnliche Befürchtungen äußerten auch die Vertreter des Naturzoos, Günter Strauch und Theo Deluweit. Beide zeigten auf, dass insbesondere an den Wochenenden und an Spitzentagen der Parkdruck auf den vorhandenen Stellplätzen schon jetzt enorm ist. „Der Zoo erfreut sich seit vielen Jahren stetig steigender Besucherzahlen und ist ein Magnet für Rheine. Durch das Hotel würden täglich ca. 800 PKW, so wie eine nicht unerhebliche Anzahl an Bussen und Lieferfahrzeugen zusätzlich hinzukommen. Wenn dadurch ein großer Teil der Parkplätze von Hotelgästen in Anspruch genommen wird, kann dies dazu führen, dass vor allem auswärtige Zoobesucher in Zukunft den Weg nach Rheine meiden werden“, so einmütig die beiden Vorstandsmitglieder des Naturzoos. Ebenfalls gab Günter Strauch vor allem zu bedenken, dass durch den Eventbetrieb und den damit automatisch verbundenen Lärm, viele Zootiere unnötigen Stresssituationen ausgesetzt werden.
Ähnlich argumentierte Kurt Kuhnen vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Der engagierte Naturschützer bezeichnete das Naherholungsgebiet Bentlage als die größte Fußgängerzone in Rheine und vielleicht im gesamten Kreis Steinfurt. „Mit Bentlage hat Rheine ein Alleinstellungsmerkmal und dies ist nur möglich geworden, weil mit der Entwicklung dieses Ortes stets sensibel umgegangen worden ist. Wichtige Entscheidungen wurden dabei stets im Konsens getroffen“, erklärte Kuhnen. In diesem Zusammenhang äußerte Kuhnen auch rechtliche Bedenken zu den aktuellen Planungen und stellte dabei auch heraus, dass viele unmittelbar betroffene Anwohner fest entschlossen sind den Klageweg zu beschreiten, falls die Pläne konkret werden sollten.
Auch bei den Mitgliedern der SPD-Ratsfraktion gab es viel Kritik am bisherigen Verlauf des Planungsverfahrens. „Man hätte gleich zu Beginn das Gespräch mit allen Betroffenen suchen sollen. Denn bei Planungen von diesem Ausmaß müssen Betroffene zu Beteiligten gemacht werden“, sagte Fraktionsvorsitzender Jürgen Roscher und erntete damit Zustimmung bei allen Fraktionsmitgliedern. Vor allem die Dimension des Baukörpers und die verkehrliche Anbindung sind nach seiner Auffassung völlig unzureichend durchdacht. Roscher regte daher ebenfalls an, das jetzt angelaufene Verfahren zu stoppen und forderte eine breite Bürgerbeteiligung. „Danach weiß der Investor auch, in welchem Rahmen er sich bewegen kann“, so Roscher abschließend.
Unterstützung bekam Jürgen Roscher dabei von Ratsmitglied Dominik Bems. „In Bentlage darf nichts gegen die dort aktiven Akteure geschehen. So wie die Pläne jetzt aussehen, kann und wird es jedoch nicht funktionieren“, wurde der Sprecher der SPD im Stadtentwicklungsausschuss deutlich. Ebenfalls für ein breites Beteiligungsverfahren sprach sich die für den Bereich Bentlage zuständige SPD-Ratsfrau Bettina Völkening aus. „Die Bürgerinnen und Bürger erwarten vor allem von der Politik, dass wir jetzt Stopp sagen und dann in aller Ruhe überlegen, was machbar und für Bentlage verträglich ist. Zu diesem Neustart ist selbstverständlich auch der Investor mit hoffentlich vielen neuen Ideen herzlich willkommen“, gab Bettina Völkening nach eine langen Diskussion die einhellige Stimmung der Rheiner Sozialdemokraten wieder.