Der Druck auf den Einzelhandel ist groß. Kundinnen und Kunden wollen günstige Preise und der Onlinehandel erhöht die Konkurrenz auf dem ohnehin umkämpften Markt zusätzlich. Davon ist auch der Lebensmittelhandel nicht ausgenommen. Der E-Commerce-Anteil ist in diesem Bereich noch geringer als im sonstigen Einzelhandel, steigt aber deutlich.
30 000 Beschäftigte betroffen
Einzelhandelskonzerne reagieren dabei vor allem mit Kostenreduktion. Das schwächste Glied sind dabei die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Arbeitgeber steigen aus den Flächentarifverträgen aus und ersetzen diese durch Tarifverträge mit schlechterer Bezahlung.
Ein Beispiel hierfür ist die Metro AG. Für das Tochterunternehmen Real hat sich die Metro AG aus der Tarifbindung mit der Gewerkschaft ver.di zurückgezogen. Außerdem will Metro Real verkaufen. Die Zukunft von mehr als 30.000 Beschäftigten steht auf dem Spiel.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Ingrid Arndt-Brauer (Mi.) traf sich mit den Betriebsratsmitgliedern der Real-Filiale Rheine und der ver.di-Gewerkschaftssekretärin Gaby Beuing (2.v.re.), um mit ihnen über die Sorgen der Beschäftigten zu sprechen.
Rückzug aus dem Flächentarifvertrag
Durch den Rückzug von Metro aus dem Flächentarifvertrag des Einzelhandels NRW sind die Bruttolöhne von neu eingestellten Beschäftigten im Tochterunternehmen Real mit dem DHV Tarifvertrag um 40% niedriger – bei gleichzeitiger Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 37,5 auf 40 Stunden. Außerdem erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im neuen Vertrag keine Spätöffnungs- und Nachtzuschläge mehr. „Diese Ungleichbehandlung der Beschäftigten führt schon heute zu einer erheblichen Verschlechterung des Arbeitsklimas. Die Beschäftigten fürchten, dass es eine dauerhafte Absenkung der Löhne geben wird und der geplante Verkauf der Real-Märkte die Situation der Beschäftigten noch weiter verschärft“, so Ingrid Arndt-Brauer.
Durch Niedriglöhne steige zudem die Gefahr von Altersarmut, bei der am Ende der Steuerzahler zur Grundsicherung aufstocken muss. Am Ende subventioniere die Allgemeinheit die Folgen der niedrigen Löhne.
Übernahme von sozialer Verantwortung
Die Finanzpolitikerin sieht die Verantwortung an unterschiedlichen Stellen. „Der Kunde hat mit seiner Kaufentscheidung die entscheidende Marktmacht. Die Situation der Beschäftigten sollte für sie auch ein Kaufkriterium sein“, so Arndt-Brauer. Dazu sollten Arbeitgeber ihre soziale Verantwortung erkennen und sollten ruhig damit werben, wenn sie gut bezahlen und gute Arbeitsbedingungen schaffen. So bekomme man qualifizierte MitarbeiterInnen und werbe KundInnen, denen soziale Verantwortung wichtig ist.
Beschäftigten sollte in ihrem eigenen Interesse Mitbestimmung wichtig sein. Leider verliere die betriebliche Mitbestimmung in Deutschland auch mehr und mehr an Boden. „Der Real in Rheine ist mit einem Betriebsrat ein positives Beispiel. Um auf Augenhöhe agieren zu können, ist die Organisation der Beschäftigten in Betrieben und Gewerkschaften aber besonders wichtig.“ Arndt-Brauer fordert die Möglichkeit der Allgemeinverbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen zu verbessern und zum Beispiel im Bereich Handel auszuweiten. Außerdem fordert die Abgeordnete mehr Engagement der öffentlichen Hand zur Stärkung der Tariftreue und eine Besserstellung von tarifgebundenen Unternehmen.
Wie in der Presse berichtet wurde, wird sich die Metro AG von ihrer Tochter Real trennen. Ingrid Arndt-Brauer hofft, dass Real dabei als Ganzes erhalten bleiben kann, Standorte und Arbeitsplätze bestehen bleiben. „Die SPD möchte gute Arbeitsbedingungen sicherstellen. Bei Real zeigt sich wieder einmal sehr deutlich, dass wir eine Erhöhung der Tarifbindung brauchen. Deshalb erwarten wir auch von einem Käufer der Real-Einzelhandelskette, dass der verdi-Tarifvertrag für alle Beschäftigten dauerhaft angewandt wird.“, so die Sozialdemokratin.