Engelbert Nagelschmidt ist der Fahrradbeauftragte der Stadt Rheine. Er war am vergangenen Mittwoch zu Gast in der SPD-Fraktion, um seine Ideen und Vorschläge für eine fahrradfreundliche Stadt vorzustellen.
Konkreter Anlass für das Treffen ist das zurzeit von der Stadt in Auftrag gegebene neue Radverkehrskonzept. Eine Überarbeitung ist notwendig geworden, weil das alte Konzept aus dem Jahr 1999 längst nicht mehr den aktuellen Standards entspricht. Auch die Radwege lassen mancherorts zu wünschen übrig oder fehlen ganz. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Anteil der Radnutzung in Rheine nur bei etwa 30 Prozent liegt. Es muss also dringend etwas getan werden, denn die Stadt hat, wie viele andere auch, immer größere Probleme durch den steigenden Autoverkehr. Luftverschmutzung, Staus und Parkplatznot machen ein Umdenken nötig: Weg von der Bevorzugung des Autos hin zu einem attraktiven Radwegeangebot. „Vor allem muss der Radverkehr sicherer werden“, sagt Nagelschmidt, „ein Mittel wären Fahrradstraßen, die die Innenstadt von den Wohngebieten her erschließen.“
Fahrradstraßen wurden mit der Fahrrad-Novelle der Straßenverkehrsordnung von 1997 eingeführt. Es gibt sie also schon länger und trotzdem wissen viele nichts, mit ihnen anzufangen, denn sie sind noch eher selten. Fahrradstraßen räumen den Fahrradfahrern Vorrang gegenüber dem Autoverkehr ein, der hier durch Zusatzschilder zugelassen werden kann. „Autofahrer müssen sich in Fahrradstraßen an die Geschwindigkeit der Radfahrer anpassen, die die ganze Fahrbahnbreite nutzen und sogar nebeneinander fahren dürfen. Sie werden gut gesehen und kommen, anders als auf den Radwegen, nicht in Konflikt mit Querverkehr aus Einfahrten und plötzlich aufgehenden Autotüren“, erläutert Nagelschmidt seine Vorstellungen.
„Ein Netz von Fahrradstraßen, wie es Nagelschmidt vorschwebt, ist aus unserer Sicht ein wichtiger Schritt hin zu einem attraktiveren und schnelleren Fahrradverkehr. Wirklich sicher sind Fahrradstraßen aber erst, wenn den Autofahrern die Vorfahrt der Fahrradfahrer in diesen Straßen bewusst ist“, sagt Karl-Heinz Brauer, Vorsitzender des für den Straßenausbau zuständigen Bauausschusses. Wichtig sind deshalb deutliche Markierungen, die auf den Beginn einer Fahrradstraße hinweisen. „Die Stadt Soest ist noch weiter gegangen“, erläutert Nagelschmidt eine weitere Idee, „sie hat mitten auf die Fahrradstraßen Radstreifen aufgebracht.“ Allerdings wird dieses Vorgehen noch vom Verkehrsministerium geprüft, möglicherweise muss für den weiteren Einsatz zunächst die Straßenverkehrsordnung geändert werden. „Trotzdem eine gute Lösung, die Vorfahrt des Fahrradverkehrs sichtbar und damit sicherer zu machen“, findet Nagelschmidt.
Neben der Einrichtung weiterer Fahrradstraßen in Rheine diskutiert die SPD-Fraktion zurzeit Maßnahmen, wie die Verkehrsführung für linksabbiegende Fahrradfahrer an Verkehrsknotenpunkten und die Radwegeführung an Kreisverkehren gestaltet werden könnte. Auch auf ältere Anträge weist die SPD für das Radverkehrskonzept noch einmal hin. Für „leuchtende Radwege“ etwa werden ultraviolette Partikel auf die Fahrradwege gebracht, die tagsüber Licht speichern und nach Sonnenuntergang blau leuchten. Den Autofahrern zeigen fluoreszierende Straßenbeläge in der Dunkelheit den Verlauf von Radwegen an und führen zu mehr Sicherheit an Gefahren- und Unfallschwerpunkten.
„Rheine ist ideal für Radfahrer. Steigungen, die sich bewältigen lassen und meist kurze Wege“, sagt Bettina Völkening, die Vorsitzende der SPD-Rheine, „wir müssen deshalb mit einer guten zeitgemäßen Infrastruktur dafür sorgen, dass viele das Rad für die Erledigungen in der Stadt auch nutzen.“