Rheine. Mit dem sensiblen Thema „Demenz“ befasste sich die SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus. Dazu konnte der Vorsitzende der AG, Horst-Dieter Knüppels mit Birgit Wanjek, Leiterin der Wohngruppe „Wohnen an der Basilika“ eine kompetente Referentin begrüßen.
„In Deutschland leben gegenwärtig fast eine Million Demenzkranke, Jahr für Jahr treten etwa 300 000 Neuerkrankungen auf. Diese steigenden Zahlen lägen unter anderem daran, dass die Menschen heute bedeutend älter würden als noch vor einigen Jahrzehnten. Bis zu einem Alter von 70 Jahren erkranken etwa zwei Prozent und bis zu einem Alter von 80 Jahren etwa zwölf Prozent und bis zu einem Alter von 90 Jahren sogar 50 Prozent der Menschen an Demenz“, erläuterte Wanjek zu Beginn ihre Ausführungen. „Dennoch gehört die demenzielle Erkrankung oft noch zu den Tabuthemen. Das gelte sowohl für die selbst Betroffenen als auch für die Angehörigen“.
Bei der Demenz unterscheide man drei Stadien, erläuterte Wanjek:
In einem frühen Stadium lässt das Kurzzeitgedächtnis nach, erste Wortfindungsstörungen und Orientierungsprobleme treten auf und Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen nehmen zu.
Im mittleren Stadium gibt es Einschränkungen auch im Langzeitgedächtnis, es kommt zu vermehrten Sprachstörungen und Orientierungsproblemen; alltägliche Verrichtungen fallen immer schwerer. Einschränkungen in der Wahrnehmung (Gefahrenquellen werden nicht gesehen) und in den Handlungsabläufen (z.B. Haare kämmen, ein Glas zum Mund führen) führen zu einer eingeschränkten Alterskompetenz.
Im späten Demenzstadium kommt es zu einem starken geistigen Abbau, totalen Gedächtniszerfall und Inkontinenz sowie zum Verlust der Kontrolle über die Darmentleerung. Das Gehirn kann keine Informationen mehr speichern. Der Betroffene beginnt durch die eingeschränkte Sprache, einzelne Worte und Laute aneinander zu reihen oder verliert sogar ganz die Sprache und spricht gar nicht mehr. Menschen aus ihrem langjährig gewohnten Umfeld werden in diesem Stadium auch nicht mehr erkannt. Betroffene werden plötzlich bettlägerig, aufgrund des Verlustes der körperlichen Kräfte und benötigen daher eine professionelle Betreuung sowie einen sehr großen Pflegeaufwand, und das 24 Stunden rund um die Uhr.
Bereits im ersten Stadium käme es oft zu Auseinandersetzungen zwischen den Betroffenen und den Angehörigen. „Nehmen Sie den Menschen so an, wie er ist“, sagte Birgit Wanjek. Fühlten sich die Angehörigen erschöpft und genervt, würden auch die Erkrankten schnell von diesen Gefühlen erfasst. Niemand kann 24 Stunden lang Geduld und Fröhlichkeit verbreiten – schon gar nicht, wenn er eine auch körperlich belastende Pflege zu leisten habe.
Umso wichtiger sei es, dass sich die Angehörigen wie die Erkrankten eine Auszeit gönnen und Hilfe von außen annehmen. Möglichkeiten, sich auch im Vorfeld über Hilfen zu informieren, böten die Ambulanten Dienste oder auch der Pflegestützpunkt Rheine. „Nehmen Sie Hilfe an!“, bat Birgit Wanjek die Anwesenden eindringlich.
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Kontakt; Pflegestützpunkt Rheine im Haus des Gesundheitsamtes des Kreises Steinfurt, Münsterstraße 55, 48431 Rheine, Telefon: 05971/16131198. Mail: pflegestuetzpunkt@nullkreis-steinfurt.de. Informationen erhalten Interessierte auch im Internet unter www.landeszentrum-pflegeberatung-nrw.de