Rheine. „Trotz der enormen Dürre in diesem Sommer hat es in unserem Bereich keinerlei Wassermangel gegeben!“ Mit dieser Feststellung konnte Dieter Woltering, Technischer Leiter bei den Stadtwerken für Rheine die Senioren zunächst beruhigen. Doch das Thema „Nitrat“ im Grundwasser sorgte dann doch für ernste Gesichter.
Die SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus aus dem Kreis Steinfurt hatte sich im Wasserwerk St. Arnold getroffen. Hier wollte man sich auf Einladung des Vorsitzenden Horst-Dieter Knüppels (Rheine) über die Wassergewinnung für die rund 20 000 Haushalte in der Mitte des Kreises informieren.
Nitrat komme praktisch in allen Böden vor, so Woltering in seinem Vortrag. Durch intensiven Ackerbau, Massentierhaltung und die Abfälle von Biogasanlagen komme es in Deutschland jedoch häufig zu einer Überdüngung des Bodens mit Nitrat. Zu viel Nitrat im Boden werde leicht in Grundwasser, Seen und Flüsse ausgewaschen. Dies führe teilweise zu großen Problemen bei der Trinkwasserversorgung.
Die Nitratwerte in den drei Wasserwerken der Stadtwerke für Rheine – neben dem in St. Arnold wird das Wasser in den Wasserwerken Hemelter Bach und Haddorf gefördert und aufbereitet – liegen nach Aussagen von Woltering unter dem gesetzlich festgelegten Höchstwert von 50 Milligramm pro Liter. Allerdings habe man vor Jahren bereits auch in unseren Regionen einen Anstieg dieses Wertes festgestellt. Nicht nur in den Brunnen direkt, sondern auch in den rund 40 umliegenden Kontrollbrunnen.
Um diesem Anstieg Herr zu werden, gäbe es verschiedene Möglichkeiten. Eine Brunnenvertiefung, um an unbelastetes Grundwasser zu kommen, scheide in unseren Bereichen ebenso aus, wie eine Brunnenverlagerung. Das Wasser werde aus der Münsterländischen Kiessandrinne gefördert. Deshalb sei man in Tiefe und Lage festgelegt. Eine „Verschneidung“ des belasteten Wassers mit unbelastetem Rohwasser aus Bächen sei nur so lange möglich, bis alle Brunnen durch immer mehr Einbringung von Nitrat belastet seien.
Der letzte Ausweg aus der Misere sei die Nachrüstung der Aufbereitungstechnik. Dieses würde allerdings dazu führen, dass die Wasserrechnung eines Familienhaushaltes mit vier Personen um bis zu 134 Euro pro Jahr ansteigen würde. „Bei diesem Weg würden wir vom Wasserwerk zur Chemiefabrik“, so Dieter Woltering.
Die Stadtwerke für Rheine verfolgen dagegen einen vorsorgenden Ansatz, indem sie Maßnahmen zur Reduzierung des Nährstoffeintrages durch Gülle auf grundwassersensiblen Flächen fördere. Dazu gehöre, dass die Landwirte in den Bereichen der Wasserwerke keine intensive Landwirtschaft betreiben würden. Dafür erhielten sie Entschädigungen. Die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft funktioniere inzwischen sehr gut. „Effizienter Grundwasserschutz ist nur mit entsprechendem Problembewusstsein und der Bereitschaft der Landwirte zur Mitarbeit möglich“, so Woltering.
Nach diesem Vortrag konnten sich die Besucherinnen und Besucher bei Führungen durch Dieter Woltering und Wassermeister Thomas Ruhe über die konkrete Funktionsweise eines Wasserwerkes informieren. Besonders imposant war dabei die Besichtigung der Steuerzentrale.