„Sind Städtepartnerschaften noch zeitgemäß?“ Das war eine der Fragen, mit denen sich die Mitglieder der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus bei ihrer jüngsten Zusammenkunft beschäftigten.
Zum Thema Städtepartnerschaften hatten die SPD-Senioren mit Wolfgang Nehues einen ausgewiesenen Fachmann eingeladen. Nehues, der selbst vor der 50. Fahrt nach Trakai steht, verstand es, in einem begeisternden Vortrag den „Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft“, wie er offiziell heißt, vorzustellen. Nehues war lange Jahre stellvertretender Vorsitzender des Partnerschaftsvereins und hatte ihn quasi mit aufgebaut.
Der Zeitpunkt dieser Veranstaltung war optimal gewählt, denn seit 35 Jahren gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Borne und Rheine. Bereits im Frühjahr wurde aus diesem Grund ein Festakt im Falkenhof gefeiert, und bei der Straßenparty am 9. September kommt es zur nächsten Jubiläumsfeier auf dem Borneplatz, zu der alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen sind.
Aufgabe des Vereins ist es, die Städtepartnerschaften der Stadt Rheine mit Borne (NL), Bernburg (D), Leiria (P) und Trakai (LT) zu begleiten und den freundschaftlichen Austausch und das Miteinander der Bürgerinnen und Bürger zu fördern, so Nehues zu Beginn seiner Ausführungen.
Viele Beziehungen und Freundschaften von Organisationen, Gruppen und Vereinen aus Rheine zu den Partnerstädten trügen dazu bei, die Kontakte zu pflegen. Beispielhaft nannte er die Projekte zugunsten von älteren Menschen oder Menschen mit Behinderung, die durch den Caritasverband Rheine getragen werden. Um auch jungen Menschen den Wert europäischer Zusammenarbeit zu verdeutlichen, wird jährlich mit Litauen und Portugal ein Austausch von Jugendbotschaftern organisiert. Mit Leiria gibt es darüber hinaus auch den jährlichen Austausch von Schülergruppen.
„Dabei gilt es, Bewährtes zu pflegen und weiter zu entwickeln, gleichzeitig aber auch offen für neue Projekte zu sein“, so Wolfgang Nehues.
In seinen weiteren Ausführungen stellte der Referent die einzelnen Partnerstädte vor.
„Oldie“ unter den vier Partnerstädten ist das niederländische Borne mit seinen rund 22.000 Einwohnern. Die Gemeinde ist nur ca. 60 km von Rheine entfernt und über die Autobahn und einen Radwanderweg mit Rheine verbunden. Die Partnerschaftsurkunde wurde im Sommer 1983 offiziell unterzeichnet. Ziel war es, Misstrauen, Vorurteile und Trennendes nach dem 2. Weltkrieg zu überwinden. Bereits seit 1974 wurden im Euregio-Verband erste Kontakte über Maßnahmen des Jugendaustausches, der Seniorenbegegnung sowie der sportlichen Wettkämpfe geknüpft. Heute arbeiten Bornenser und Rheinenser in vielen weiteren Bereichen eng zusammen, um grenzüberschreitende Fragen gemeinsam anzugehen. Darüber hinaus ist z.B. der jährliche Grundschüleraustausch der größte in der EUREGIO.
Rheines zweite Städtepartnerschaft wurde 1990 mit der in Sachsen-Anhalt malerisch an der Saale gelegenen ehemaligen Residenzstadt Bernburg mit ihren 35.000 Einwohnern unterzeichnet. Diese Partnerschaft entstand aus dem Wunsch, einen Beitrag zum Aufbau-Ost zu leisten und die Trennung zwischen den beiden ehemaligen deutschen Staaten zu überwinden. Mitarbeiter der Stadtverwaltung Rheine leisteten einen großen Beitrag zum Aufbau einer demokratischen Stadtverwaltung in Bernburg. Heute sind es vor allem die gegenseitigen Besuche, das jährliche Treffen zum „Tag der Deutschen Einheit“ und gemeinsame Hilfsprojekte, die diese Partnerschaft immer wieder beleben.
Mit Trakai besiegelte Rheine 1996 eine weitere Städtepartnerschaft. Trakai ist die mittelalterliche Hauptstadt Litauens, die berühmt ist für ihre alte Wasserburg und gleichzeitig Mittelpunkt der 38.000 Einwohner zählenden Rajon ist. Basierte diese Partnerschaft zu Beginn im Wesentlichen auf Hilfstransporten und humanitärer Hilfe in den Bereichen Senioren-, Behinderten- und Jugendpflege, entwickelte sie sich in den 90er Jahren nahezu modellhaft zu einem europäischen Städte-Netzwerk zwischen Rheine, Borne, Bernburg und Trakai. Gemeinschaftliche Projekte für die Tourismusförderung und der Aufbau der sozialen Infrastruktur, die viele Bereiche umfasst, führten zu intensiven Begegnungen der Menschen in den Partnerstädten.
Ebenfalls seit 1996 besteht die Partnerschaft mit der portugiesischen Distrikthauptstadt Leiria (15.000 Einwohner) – zwischen Lissabon und Porto gelegen und von einer mittelalterlichen Burg überragt. Diese Partnerschaft hat ihren Ursprung darin, dass viele Portugiesen als Mitbürger in unserer Stadt Rheine leben und arbeiten. Durch den regelmäßigen Schüler- und Jugendaustausch trägt sie zum besseren Verständnis zwischen den Völkern Süd- und Mitteleuropas bei.
Bei der anschließenden Diskussion zeigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begeistert von den Aktivitäten des Vereins. Gerade am Beispiel Bernburg werde deutlich, dass auch in Zukunft die Verständigung mit den Menschen in den Partnerstädten wichtig sei. Deutlich werde dieses auch daran, dass bei der letzten Landtagswahl die AfD mit 24,3 Prozent die zweitgrößte Kraft im Land geworden sei. Die jüngsten Ereignisse in Chemnitz würden zeigen, dass man gemeinsam gegen die rechten Bestrebungen vorgehen müsse. Daran werde deutlich, dass auch Städtepartnerschaften ein kleiner Beitrag zur Friedenssicherung sein könnten.
Info: Der diesjährige Sonntag (9. September) der Straßenparty ist dem Geburtstag der Stadt Rheine gewidmet und hat das Thema „35-jähriges Jubiläum der Städtepartnerschaft Borne – Rheine“. Es werden auf dem Borneplatz vor dem Rathaus zwei Chöre aus Borne und zwei aus Rheine auf dem Borneplatz auftreten, diverse Aktionen und Vorstellungen für Kinder werden geboten und es gibt wieder eine große Kaffeetafel mit einem thematischen Kuchenhighlight. Zum Auftakt der Feierlichkeiten wird um 14.30 Uhr eine große Geburtstagstorte angeschnitten. Näheres zur Straßenparty unter www.rheine.de